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  predigt
 

 „Mein Glaube – wellness oder Wagnis?“


1.) „Und der Mensch schafft sich Gott immer wieder von Neuem nach seinen Bedürfnissen. Nach seinen Bedürfnissen schafft er ihn. Und er schafft ihn sich als (01)Trostpflaster, als (02)Gurkenscheibe für die Seele, die er sich auflegt, wenn er mal Sorgen hat’.“ – Der Schöpfungsbericht, leicht abgewandelt…

Liebe Freunde, dass sich die Sonne nicht um die Erde dreht, sondern umgekehrt (03) die Erde um die Sonne, das weiß und akzeptiert heutzutage jeder Mensch. Im Verhältnis zu einer anderen Sonne, im Verhältnis zu Gott sind wir vielfach noch nicht so weit. Da liegt uns, glaube ich, bewusst oder unbewusst, die Vorstellung näher, dass jeder seine eigene kleine Sonne ist (04) , um die er selber kreist – und Gott – darf sich draußen, auf einer Umlaufbahn – um uns drehen… off
    „Ein bisschen Gott“, so zum eigenen Wohlbefinden, so aus der Ferne, das ist schon recht – so lange mir das gut tut und keine Umstände bereitet...

Wenn ich mal Sorgen hab, darf mich Gott ein bisschen trösten; dann mach ich ihn zur Gurkenscheibe für meine Seele, ein bisschen wellness kann ja auch da nicht schaden. Aber mehr nicht. „Bis hierher, lieber Gott, und nicht weiter! Bleib mal schön auf dem Platz, den ich dir zugewiesen hab und dreh dich, so aus der Distanz, weiter um meine Bedürfnisse – aber damit ist dann auch gut!“

„Und der Mensch schafft sich Gott immer wieder von Neuem nach seinen Bedürfnissen…“
Liebe Freunde, wenn unser Glaube, oft oder gelegentlich, in diese Richtung läuft, dann jedenfalls ist er jedes Mal Selbstbetrug. Denn wenn es Gott tatsächlich gibt, können nicht wir als Menschen ihn definieren, ihm seine Grenzen setzten und bestimmen, was er zu tun und zu lassen hat. Sondern wenn es Gott gibt, dann bestimmt er sich selber!


2.) Genau an dieser Stelle kommt natürlich Jesus Christus ins Spiel. Die Person, von der Christen glauben, dass in ihr wie in keiner anderen sich Gott uns Menschen gezeigt hat. Die Predigt, die ich 2007 zu diesem Thema gehalten habe, jetzt zu wiederholen, würde natürlich zu lang dauern. Unter www.Evangelisch-Burglengenfeld.de könnt Ihr sie nachlesen.
In aller Kürze nur so viel: Das, was Jesus gesagt und getan hat, sein Tod, seine Auferstehung und die Tatsache, dass seine Jünger unter Gefahr für Leib und Leben diese Auferstehung bezeugt haben, sind starke Argumente dafür, dass Jesu Anspruch, in ihm komme Gott selber zu den Menschen, wahr ist.

Und glauben wir, eventuell wegen dieser Indizien, oder auch aufgrund eigener Erfahrungen, dass Jesu Anspruch wahr ist, dann zeigt sich uns in ihm ein Gott, der natürlich trösten, der natürlich Balsam für die Seele sein will – das ist total wichtig. Aber Gott ist noch viel mehr als das! In Jesus zeigt sich uns ein Gott, der uns als seine Boten einsetzen will (05) und uns gerade dadurch zu unserem wahren Wohlsein, zu einem wirklich erfüllten Leben und zum Frieden für unsere Seele führt.

Als Beispiele von Menschen, die es gewagt haben, Gottes Auftrag anzunehmen und die in diesem Abenteuer ein wirklich erfülltes Leben gefunden haben, auch wenn ihr Leben nicht immer so endete, wie man sich das normalerweise wünscht…, als Beispiele könnte ich jetzt natürlich (06)Mutter Theresa, (07) Dietrich Bonhoeffer, (08) Frère Roger von Taizé, (09) Martin Luther King und viele andere nennen. (off)

 Aber es geht auch einige Etagen „tiefer“; es gibt genug Beispiele aus dem „Fußvolk“. Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht der Typ bin, mich von hier oben als Glaubensheld zu produzieren. Trotzdem möchte ich Euch eine Begebenheit aus meiner Jugend nicht vorenthalten, die mir zu diesem Thema wieder eingefallen ist. Ein Ereignis, das mir sehr deutlich gemacht hat, wie gut es letztlich in jeder Hinsicht ist, wenn man das „Abenteuer“ wagt, auf Gott zu hören:
Ich war ungefähr 18 oder 19 Jahre alt, wohnte noch zu Hause in NEW, und hab durch meine Eltern mitbekommen, dass es einem (10) alten Mann in unserer Gemeinde, bei dem wir als Kinder manchmal FS geschaut haben, nicht gut geht. Er war seit einiger Zeit verwitwet, seine Kinder wohnten weiter weg, und jetzt war er auch noch schwer krank geworden. Obwohl ich mir als junger Spund was Leichteres hätte vorstellen können, als da jetzt hinzugehen, ist mir der alte, kranke Mann nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe immer wieder denken müssen, wie es dem geht, so allein in seiner Wohnung.

Und wenn es am Anfang vielleicht auch nur deshalb war, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen: jedenfalls hab ich es irgendwann gewagt und bin hingegangen. Insgesamt war ich 3 bis 4 Mal bei ihm und kam dann weg, zur BW oder zum Studium… Hätte mich damals wer gefragt, ich wär’ im Zweifel gewesen, ob die Besuche dem Mann was gebracht haben. Ich hatte ja kaum Erfahrung im Umgang mit alten Menschen und deshalb waren die Gespräche eher sehr schleppend verlaufen.

Entsprechend überrascht und berührt war ich dann, als sein Sohn im Beerdigungsgespräch meinem Vater erzählte, der alte Mann hätte auf dem Sterbebett meinen Namen gerufen. Offensichtlich hatte ich auch in meiner Zaghaftigkeit dem Mann was geben können und war froh, dass ich dem Wagnis nicht ausgewichen bin, das mir Gott in den Weg gestellt hat. – Vielleicht könnt Ihr ähnliche, noch viel gewichtigere Erlebnisse dieser Art erzählen…

3.) Jedenfalls: Von seinem Anspruch her lässt sich Gott nicht auf das Dasein einer (11) Wellnessgurke oder eines (12) Trostpflasters beschränken. Sondern er will uns als (13) seine Boten einsetzen – in jedem Lebensalter, in jedem Beruf und natürlich auch ohne festen Beruf.

Wenn und wann immer wir uns auf dieses Wagnis einlassen, wechseln wir die Perspektive: Wir hören auf, um uns selber zu kreisen und Gott nur als wellness-Beiwerk am Rand zu verstehen. Und wir akzeptieren Gottes Anspruch, dass er das Zentrum unseres Lebens, sozusagen unsere Lebenssonne ist – und wir seine Boten, die er wie (14) Strahlen aussendet. Und auch, wenn das manchmal eine heiße Kiste werden kann, ein Wagnis, das uns einiges abverlangt, - was kann es letztlich Erfüllenderes geben, als Strahl einer Sonne zu sein???

4.) „Hmmmm...“, denken jetzt vielleicht manche, „wenn das so ist, warum ist es in der Welt dann oft so dunkel…?“ (15) Dazu zwei kurze Antworten:
 
A) Denken wir uns diejenigen weg, die bereit sind, in aller Schwachheit Gottes Licht und seine Liebe in die Welt zu bringen, dann wär’ sie (off)noch dunkler.

Und B) hat das eben mit unserer Schwachheit zu tun: Jeder Mensch, egal, welche Aufgabe und welchen Beruf sie oder er hat, läuft immer wieder Gefahr, diese Perspektive zu verlieren: Gott als Sonne in der Mitte, der Mensch als sein Bote, sein Sonnenstrahl. Und dann kreist man/frau doch wieder um sich selber und macht sich Gott nach seinen Bedürfnissen zurecht.

Dieses wunderbare Dasein als Sonnenstrahl Gottes ist ein lebenslanger Wachstumsprozess (16) mit Rückschlägen und Fortschritten. Und das Erleichternde dabei: Gott hat keinen Lux-Messer, kein Helligkeitsmessgerät, nach dem er uns aussortiert…

Amen.



 
   
 
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